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Von der Werkstatt in die Verwaltung

12.10.2016 | Marlene Broeckers

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Marlene Broeckers

Texterin der NRD

Von der Werkstatt in die Verwaltung

Seit einigen Monaten arbeiten Natascha Engelken und Lisa Koschorreck, die zuvor in den Mühltal-Werkstätten beschäftigt waren, in der NRD-Verwaltung. Ihre Arbeitsstellen sind sogenannte „Betriebsintegrierte Beschäftigungsplätze“ (BiB), mit denen Menschen mit Behinderung in Firmen beruflich integriert werden sollen.

Die UN-Behindertenrechtskonvention, von Deutschland vor zehn Jahren unterzeichnet, verlangt gleiche Rechte für alle: Menschen mit und ohne Behinderung sollen gleichberechtigten Zugang zu Bildung und Arbeit und zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben haben. Bezogen auf die Arbeitswelt, formuliert die Aktion Mensch das Ziel einfach so: Menschen mit Behinderung verdienen ihren Lebensunterhalt selbst, in einem offenen, zugänglichen und inklusiven ersten Arbeitsmarkt. In der NRD-Verwaltung werden jetzt erste Schritte getan, um Beschäftigte aus der Mühltal-Werkstatt beruflich zu integrieren.

„Sehr viele Beschäftigte der Werkstätten arbeiten gerne dort, manche aber möchten gerne draußen arbeiten, einen ganz normalen Arbeitsplatz haben“, sagt Margarete Schreiber vom Sozialdienst der Mühltal-Werkstätten und dort zuständig für berufliche Integration. Zu ihren Aufgaben gehört es, nach Firmen zu suchen, die bereit sind, Menschen mit Behinderung zu beschäftigen, zum Beispiel in einem sogenannten „Betriebsintegrierten Beschäftigungsplatz“ BiB). Konkret bedeutet dies, dass ein Mensch mit Beeinträchtigung in einem Betrieb des allgemeinen Arbeitsmarktes tätig sein kann, während er zugleich der Werkstatt zugeordnet bleibt: Die Werkstatt schließt einen Vertrag mit der Firma, die Beschäftigten bleiben mit den entsprechenden Vorteilen (Begleitmaßnahmen, Betreuung, Sozialversicherung) Werkstattangehörige und bekommen von der Firma über die WfbM ihren Lohn.

„Der Lohn ist in einem BiB-Verhältnis frei verhandelbar“, sagt Margareta Schreiber. Wir besprechen mit den Arbeitgebern ein leistungsabhängiges und faires Entgelt. Natürlich wird dies – wie bei jedem anderen Bundesbürger auch – auf die staatlichen Unterstützungsleistungen angerechnet. Der Reiz, einen BiBArbeitsplatz zu bekommen, besteht allerdings nicht unbedingt in einem hohen Verdienst, sondern meist eher in der Tatsache, außerhalb der Werkstatt auf einem passenden und langfristigen Arbeitsplatz tätig sein zu können. Dieses schöne Gefühl genießen derzeit etwa 34 Beschäftigte in den Werkstätten der NRD in Hessen, wobei ein Teil von ihnen innerhalb der NRD tätig ist: in den Kitas, in der Tagesstätte, den Verpflegungsdiensten und in der Anlagenpflege.

Warum nicht in der Verwaltung? Diese Frage hat sich die Abteilung Kommunikation und Fundraising (KF) der NRD schon oft gestellt - und schließlich kurzerhand beschlossen, mit gutem Beispiel voranzugehen. Inzwischen gibt es zwei BiB-Plätze in der Servicezentrale, die ebenso wie KF von Andreas Nink geführt wird. Natascha Engelken, 27, gehört seit Februar zum Team, Lisa Koschorreck, 23, seit Juni. Beide haben vorher ein längeres Praktikum absolviert.

„Ich bin total froh, dass ich jetzt hier bin“, sagt Natascha Engelken, „vorher war ich in der Mailing-Gruppe. Das war nicht mein Ding, immer auf dem Stuhl sitzen. Ich wollte mehr laufen.“

Laufen kann sie bei ihren neuen Tätigkeiten viel, vor allem bei der Postverteilung. Jeden Tag wird Post in die NRD-Altenhilfe gebracht und von dort geholt. Die zweite Tour führt ins Haus Arche, wo neben der Hausleitung inzwischen auch die Regionalleiter Rhein-Main und Odenwald/ Bergstraße und die Leitung des Wohnverbundes Kinder und Jugendliche sitzen. Natascha Engelken hat noch mehr Freude am Postdienst, seit sie ihre Fracht mit einem knallroten Trolley hinter sich herziehen kann.

Christina Jöhnke zählt die weiteren Aufgaben der beiden BiBKräfte auf: Das Sitzungszimmer neben der Servicezentrale eindecken, den Servierwagen bestücken, Geschirrspüler aus- und einräumen, Kaffee kochen, Gedeckteller mit Keksen und Salzgebäck vorbereiten, Papier im Kopierer nachfüllen. Und neuerdings auch die Mappen für neue Mitarbeitende mit wichtigen Informationen über die NRD füllen.

Die Kollegin Jeanette Langhorst ist die Haupt-Bezugsperson für die BiB-Kräfte und die Ansprechpartnerin von Margareta Schreiber im Sozialdienst. Grundsätzlich aber sind alle SZ-KollegInnen jederzeit für Natascha Engelken und Lisa Koschorreck ansprechbar. „Alle sind sehr nett“, sagt Natascha Engelken, „es macht mir Spaß hier“. Ebenso ergeht es ihrer Kollegin, die vorher in der Werkstatt-Kantine eingesetzt war: „Ich gebe mir große Mühe, denn ich will hier bleiben“, sagt Lisa Koschorreck. Die beiden haben keine Probleme, offen zuzugeben, was ihnen schwerfällt, zum Beispiel pünktlich zu sein und sich zu konzentrieren. Und sie können Verbesserungswünsche annehmen, ohne persönlich beleidigt zu sein.

„Noch brauchen die beiden immer einen Ansprechpartner, um sich zu vergewissern, dass sie alles richtig gemacht haben“, sagt Christina Jöhnke, „aber wir spüren es durchaus, wenn sie nicht da sind. Sie leisten gute Arbeit und die vielseitige Beschäftigung kommt ihnen entgegen. Sie machen es gern, genau wie wir.“

Andreas Nink freut sich über diesen Anfang. Er ist überzeugt, dass sich auch in anderen Abteilungen geeignete Beschäftigungsmöglichkeiten finden lassen: „Wenn wir es nicht wollen, wer dann?“, fragt er mit Blick auf die UN-Konvention. „Wer will, findet auch Möglichkeiten, Abläufe so zu organisieren, dass Menschen mit Beeinträchtigung sie bewältigen, gute Ergebnisse abliefern und mit Spaß bei der Sache sind.“

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