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Sascha im Glück bei AZUR

05.10.2017 | Marlene Broeckers

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Marlene Broeckers

Texterin der NRD

Sascha im Glück bei AZUR

Wer in Mühltal von der NRD zur Autobahn fährt oder umgekehrt, kommt immer an der AZUR GmbH, dem Recycling-Unternehmen des Landkreises Darmstadt-Dieburg, vorbei. Wer einbiegt, um ein Elektrogerät artgerecht zu entsorgen, sieht nur die Laderampe von AZUR – ahnt aber nicht, welch riesiger Betrieb sich dahinter über 1.800 Quadratmeter auf zwei Etagen auftut. Im Erdgeschoss und der 1. Etage arbeiten rund 70 Menschen. Drei davon sind NRD’ler und in einem Betriebsintegrierten Beschäftigungsverhältnis (BiB) hier tätig. Sascha Lohner, 26, haben wir am Arbeitsplatz besucht. 

Margareta Schreiber, Sozialpädagogin und in der Mühltal-Werkstatt unter anderem zuständig für die berufliche Integration, ist froh und stolz, wenn sie über Sascha Lohner spricht. Er ist der erste Beschäftigte, der es wagte, direkt nach der Zeit im Berufsbildungsbereich der Mühltalwerkstatt als BiB‘ler in einen Betrieb überzuwechseln. Das bedeutet: Die Mühltalwerkstatt hat mit AZUR einen BiB-Vertrag für Sascha Lohner abgeschlossen, er ist nun bei AZUR tätig, die Werkstatt stellt seinen Lohn bei AZUR in Rechnung und zahlt diesen an den Beschäftigten aus. Dieses Modell hat sich bewährt und motiviert Firmen, einem Menschen mit Behinderung einen Arbeitsplatz zu geben. Wenn es Probleme gibt, steht die Werkstatt als Ansprechpartnerin bereit; geht es gar nicht mehr, kann die BiB-Kraft auch in die WfbM zurückkehren. 

Davon ist Sascha Lohner weit entfernt. Er ist sehr glücklich bei AZUR, wie er sagt. Und das habe er den Bildungsbegleitern des BBB und Margareta Schreiber zu verdanken. Sie haben ihm die Furcht genommen und ihn ermuntert, es zu probieren. „Sascha war wirklich ängstlich und traute es sich eigentlich nicht zu“, berichtet sie, und der junge Mann nickt. Das war 2013, als Sascha Lohner – damals noch im Berufsbildungsbereich - ein Praktikum bei AZUR machte. Es lief so gut, dass die Recycling- Firma bereit war, ihn in ein BiB-Verhältnis zu übernehmen. 

Die drei letzten Jahre haben aus Sascha Lohner einen selbstbewussten jungen Mann gemacht, der inzwischen auch Neulingen, die in die Firma kommen, die Arbeit zeigen kann. Eine tolle Karriere, die für ihn zurzeit auch keine Wünsche offen lässt. „Mein Traumberuf? Ich würde sagen: Das, was ich hier mache“. Sehr zufrieden ist auch Betriebsleiter Matthias Kautz, der vor einigen Jahren selbst als 1-Euro-Kraft bei AZUR angefangen hat. „Sascha macht seine Arbeit gut, wir sind super zufrieden.“ 

Man muss ziemlich laut reden, wenn man sich bei AZUR unterhalten will. Die Sortierung, Verwertung und Aufarbeitung von Elektroschrott ist ein geräuschvolles Geschäft. Im Erdgeschoss, hinter der Laderampe, werden zunächst alle Teile gewogen, die von einem der vier LKW aus der Straßensammlung im ganzen Landkreis hier ankommen. Dann werden die Geräte auf ihre Brauchbarkeit hin untersucht: Lohnt sich eine Reparatur oder werden sie in Einzelteile zerlegt und an Recyclingfirmen weiterverkauft? „Wir reparieren vor allem Markengeräte von Miele, Bosch und Siemens“, erklärt Larissa Strein, die als Sozialarbeiterin im Betrieb tätig ist, „viele Leute kaufen lieber eine reparierte Miele-Waschmaschine für 230 Euro als ein neues Billigmodell.“ 

Neben dem Elektromeister gehören viele Facharbeiter zu den 26 angestellten Mitarbeitern von AZUR. Außerdem sind rund 40 Langzeitarbeitslose hier tätig, die dem Unternehmen von der Kreisagentur für Beschäftigung und dem Jobcenter Darmstadt zugewiesen werden. 

In der Reparaturabteilung gibt es getrennte Bereiche für Nass- und Trockengeräte. Ob nass oder trocken – jedes Gerät, das im 1. Stock in den Verkaufsraum kommt, soll aussehen wie neu. Dafür sind drei Frauen in der ansonsten von Männern dominierten Belegschaft zuständig. Sie reinigen und polieren die Geräte, bis sie blitzblank sind. In einem weiteren Raum rollen Kleingeräte und Zubehör über ein Förderband an, werden von Hand sortiert und in große Körbe geworfen, getrennt nach Kunststoff, Metall, Elektrokabel, etc. 

Drache aus Elektroschrott bei Azur

Im Verkaufsraum, einen Stock höher, begrüßt den Besucher ein riesiger Drache, der von den Mitarbeitenden für den Tag der offenen Tür gebaut wurde. Die Hautschuppen des Drachens ließen sich perfekt durch Platinen imitieren, die in elektronischen Gerät verbaut sind. Wer eine Waschmaschine, einen Trockner oder einen Herd günstig erstehen will, sollte zu AZUR gehen. Auch PCs gibt es hier. 

Durch die nächste Tür gelangen wir zum Arbeitsbereich von Sascha Lohner. Riesenkörbe voller Elektrokabel warten darauf, aufgeschnitten zu werden, so dass man den wertvollen Kupferdraht herausnehmen kann. Dies war anfangs die Arbeit von Sascha Lohner. Inzwischen macht er weitaus komplexere Sachen. Aus den Festplatten der unterschiedlichsten elektronischen Geräte holt er die hochwertigen Teile heraus, zum Beispiel Kupfer und Aluminium. An der Wand in seinem Rücken hängen zwei große Tafeln mit Mustern, die helfen, die 1-A-Ware von der 1-B-Ware zu unterscheiden. Was für jeden Laien gleich aussieht, ist durchaus verschieden, und Sascha Lohner muss sich nicht mehr umdrehen, um zu wissen, was er vor sich hat. Er spricht mit uns und schaut fürs Foto kurz in die Kamera, ohne seine Zange aus der Hand zu legen und weiter nach Aluminium zu fahnden. 

30 Stunden pro Woche arbeitet Sascha Lohner, der in Darmstadt bei seiner Familie wohnt, bei AZUR. Anfangs war es ihm noch wichtig, im Rahmen der Begleitmaßnahmen der Mühltal-Werkstatt am Fußballspiel teilzunehmen. Auch dieses Band hat er nicht mehr nötig. Er versteht sich gut mit seinen Kollegen und verdient knapp 400 Euro im Monat. „Ich würde mich nicht beschweren, wenn es mehr wäre“, sagt er lächelnd. „Aber ich bin wirklich gerne hier. Ich habe ja in der Zeit beim Berufsbildungsbereich einiges in der Mühltal-Werkstatt ausprobiert, aber das war alles nicht meins. AZUR ist es.“

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  • Inklusion...

    ...bedeutet für mich, dass man alle Menschen wieder mehr zusammenführt. Wenn alle aufmerksam und hilfsbereit miteinander umgehen, dann geht es allen auch seelisch besser. 

    Inklusion...
    Virginia Dindore
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