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Vom Umgang mit Abschied, Trauer und Tod

26.10.2022 | Joachim Albus

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Joachim Albus

Joachim Albus arbeitet als Pressereferent und Texter für die NRD.

Vom Umgang mit Abschied, Trauer und Tod

„Das Leben bis zuletzt gestalten“ lautet der Titel eines neuen inklusiven Kursangebots der Stabsstelle „Theologie, Seelsorge und Beratung in Krisen“. Bei der ersten Durchführung im Mai arbeitete Stabsstellen- und Kursleiterin Beate Braner-Möhl mit fünf Klient*innen und zwei Mitarbeiterinnen an drei Tagen zum Thema Tod und Sterben. Am Ende erhielten alle Teilnehmenden ein Zertifikat.

Der inklusive Kurs fand im NRD-Wohnstandort „Am Krag“ im rheinland-pfälzischen Wörrstadt statt. Dort starben zwischen Dezember 2021 und März 2022 unvermittelt vier Klient*innen. Die Trauer über diese plötzlichen Verluste war bei den Mitbewohner*innen so groß, dass einige den Wunsch äußerten, darüber sprechen zu wollen, um es so besser verarbeiten zu können. „Der NRD liegt es am Herzen, jedem und jeder die Unterstützung und die Beratung zu bieten, die jedem Menschen zusteht“, sagt Beate Braner-Möhl. Und das gerne auch in Einzelgesprächen, wie sie betont.

Entsprechend schwer war dann auch die Kost an den drei Kurstagen: Welche Musik soll bei meiner Beerdigung gespielt werden? Wenn ich merke, dass ich sterbe: Wen will ich nochmal sehen – und wen nicht? Will ich nach meinem Tod verbrannt oder in einem Sarg beerdigt werden ? Um den Teilnehmenden die Antwort darauf zu erleichtern, kam am zweiten Kurstag die fachgeprüfte Bestatterin Angela Kreichgauer mit einem echten Sarg und einer Urne. Beides wurde in der Mitte des Stuhlkreises aufgestellt und durfte angefasst werden. Angela Kreichgauer beantwortete geduldig die vielen Fragen, die ihr gestellt wurde. „Wenn man tot ist, ist das ja gar nicht so furchtbar“, sagte ein Klient am Ende des Kurstages.

Auch die Hoffnungen und Ängste im Zusammenhang mit dem Sterben kamen zur Sprache. Möchte ich lebenserhaltende Maßnahmen im Krankenhaus erhalten? Oder möchte ich lieber in einer vertrauten Umgebung sterben? Was passiert in meiner Vorstellung nach dem Tod? Und ganz pragmatisch: Was kostet eigentlich eine Beerdigung, welche Gegenstände sollen mit in meinen Sarg und wer bekommt eigentlich was, wenn ich sterbe?

Die Klient*innen hielten ihre Antworten auf diese und viele weitere Fragen in einem Heft fest, das sie gemeinsam mit den Kurs-Betreuerinnen ausfüllten. Zuletzt wurde es von jedem Kursteilnehmenden unterschrieben. Auch deren gesetzliche Betreuung unterschrieb dieses sehr persönliche Dokument, das damit einen offiziellen Charakter erhält, sodass es im Falle eines Todes auch als Testament fungiert.

Mittlerweile stehen sogenannte Trauer- und Trostkisten an 25 NRD-Wohnstandorten. Jede von ihnen enthält einen Holzengel, eine Osterkerze, eine Vase für Blumen, ein kleines Handkreuz, ein größeres Holzkreuz, ein Steinherz, Karten mit Trost- und Segenssprüchen, ein Gesangbuch, natürlich die Bibel und Lesematerial zum Thema Tod. Auch ein kleines Glöckchen ist dabei – denn „Glocken tragen unsere Gebete zu Gott“, so Beate Braner-Möhl. Die Mitbewohner*innen haben jederzeit Zugriff auf diese Dinge, um in einem Todesfall Trost zu finden. Im Kurs bemalten die Teilnehmenden außerdem Steine und schrieben ihren Namen drauf. Diese wurden in die Trostkiste gelegt, um sie im Todesfall herauszuholen und dem Verstorbenen oder der Verstorbenen zu gedenken.

„Es war eine gute Erfahrung. Über den Tod wird nicht gern geredet. Und dennoch haben wir sehr viel gelacht“, resümiert Beate Braner-Möhl, die den Kurs „Das Leben bis zuletzt gestalten“ als eine dreitägige Ode an das Leben sieht. Alle Klient*innen haben sich darüber ausgetauscht, was ihnen wirklich wichtig ist im Leben. „Es war schön, dass wir über sowas geredet haben“, sagte zum Schluss eine Kursteilnehmerin, die in der Rheinhessen-Werkstatt arbeitet, aber für diesen Kurs frei bekommen hatte. „Und besonders toll war es, dass uns dabei jemand zugehört hat.“

Bild: Glücklich zeigen alle Teilnehmer*innen ihr Zertifikat.

Wer Interesse an so einem inklusiven Kurs hat, kann sich an Beate Braner-Möhl wenden: beate.braner-moehl@nrd.de oder 06151 149-1692.

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